Vom Erfolg vergewaltigt: Martina Schwarzmann
Martina Schwarzmann empfängt mich ein paar Tage vor ihrem 36. Geburtstag in einer improvisierten Künstlergarderobe im Fränkischen. In einer halben Stunde geht sie auf die Bühne. Sie ist sehr gut gelaunt, auch abseits der Bühne enorm sympathisch und freundlich und ihre Augen sprühen förmlich beim Gespräch. Seit 15 Jahren steht sie regelmäßig auf der Bühne und spätestens mit den ersten TV-Auftritten ging es steil bergauf bei ihr. 2006 brachte sie es auf circa 200 Auftritte. Sie liebt die Bühne und ihren „Job“. Selbst als 2010 ihre Tochter geboren wird, bringt sie es auf stolze 90 Shows. Mittlerweile ist das dritte Kind im Anmarsch und in den letzten Jahren hat auch ihre Mutterrolle in ihren Programmen Spuren hinterlassen. Dieser pointierte Blick auf Alltagssituationen garniert mit ihrem ganz eigenen Blick auf die Welt und einem Schuss Wahnsinn machen ihren Charme aus. Und der wirkt locker auf drei Generationen, denn die über 700 Leute im seit Wochen ausverkauften Saal sind teilweise zusammen mit Kindern und Großeltern gekommen. Im März ist sie mehrfach im XAVER-Verbreitungsgebiet präsent und das sollte man sich nicht entgehen lassen!
Martina Schwarzmann: Ja, auf jeden Fall. Das ist am Anfang nur ein grober Vorschlag und nach einem Jahr (lacht) sitzt es dann gut. Aber es entwickelt sich permanent und verändert sich immer wieder!
MS: Nein, das eher nicht. Meist ist es so, dass ich, wenn ich mal eine Woche Pause habe, etwas vom Programm vergesse und dann etwas anderes reinnehme. Und so entwickelt sich das dann.
MS: Ja, äh … Ich weiß ja, was nacheinander kommt (lacht).
Beziehungsweise wenn ich mal etwas nicht weiß, dann kann ich auch spontan etwas erzählen. Ich brauche da keinen festen Text. Das, was ich zwischen den Liedern so erzähle, ist nirgendwo niedergeschrieben. Ich muss da also nix auswendig lernen. Ich weiß, was ich erzählen will, und das mache ich dann auch.
MS: Genau.
MS: Es springen ja sehr viele schon während der Ausbildung ab. Ich war in meinem Jahr die Einzige, die übrig geblieben ist! Also die einzige Frau. Und das hat mich auf jeden Fall geprägt, denn dadurch, dass das so hart war in der Ausbildung, fällt mir das mit dem Kabarett nicht so schwer. Ich habe schon Kollegen stöhnen hören: „Boah, nächste Woche habe ich vier Auftritte!“ (lacht) Da bin ich anders. Ich bin um jeden Tag froh, an dem mich niemand zusammenscheißt und an dem ich erst nach Sonnenaufgang aufstehen muss. Man weiß die Freiheit viel mehr zu schätzen, wenn man vorher mal einen Beruf hatte, wo man richtig hart arbeiten musste für sein Geld.
MS: Ja, klar. Das mit der Bühne kann schon auch hart sein, aber es kommt auch immer drauf an, was man für einen Ausgleich hat.
MS: (lacht) Ja, für mich ist ein Auftritt Erholung.
MS: Ja, und ich komme und das Essen steht auf dem Tisch. Ich kann mich hinsetzen und in Ruhe essen.
MS: Das waren in meinem Leben schon immer nur ganz kurze Phasen, in denen ich ausschlafen konnte. Heute geht das nur, wenn ich mal alleine auf Tour bin. Und das sind vielleicht so drei Tage im Jahr.
MS: Nein, ich habe sogar mit fünf Jahren schon meine erste Gitarre geschenkt bekommen, und wollte immer Gitarre spielen, bin aber stets vertröstet worden. Auf der Hauptschule, auf die ich gegangen bin, gab es eine Lehrerin, die als Wahlfach Gitarrenunterricht gegeben hat. Meine Eltern beschlossen dann, dass ich später bei ihr das Wahlfach belegen kann und nicht jetzt sofort Gitarrenunterricht nehmen brauche. Als ich dann endlich auf der Hauptschule war, ist die Lehrerin ins Ausland ausgewandert und es war wieder nix mit Gitarrenunterricht! Und meine Mutter meinte dann, dass ich doch Akkordeon lernen soll. Das habe ich dann brav gemacht, habe es aber gehasst, weil es einfach nicht mein Instrument war. Später hatte ich dann einen Wochenend-Gitarrenkurs, nach dem konnte ich mich dann erst mal mit drei Griffen durchschlagen. Und dann ein Jahr lang Unterricht. Mein Lehrer … (zögert), der hat mich dann um Geld angepumpt. Außerdem war er jede zweite Stunde total bekifft, als ich zum Unterricht kam (lacht). Und als ich ihn da mal drauf angesprochen habe, dass er doch nicht bekifft unterrichten könnte, hat er gesagt, dass er so fies Zahnweh hätte.
MS: Ja (lacht). Unterm Strich wird es nicht mal ein Jahr Gitarrenunterricht gewesen sein.
MS: Bei so 80 Prozent würde ich sagen. Fast alles beruht auf wahren Begebenheiten. Aber ich verändere manchmal die Personen, denen etwas geschieht.
MS: Ja, so kann man das sagen. Aber Du müsstest mir einzelne Texte sagen und dann könnte ich Dir erzählen, was dahinter steckt …
MS: (verschmitzt) Ja, so was haben wir gemacht. Kennst Du diese gelben Plastikeier aus den Überraschungseiern? Die haben wir dem auch mal massenweise ins Haar drapiert. Wir hatten einen Langhaarigen bei uns im Freundeskreis, der so stolz auf seine Mähne war, der aber gern selbst fiese Scherze mit anderen machte. Und da haben wir uns dann gerne mal revanchiert.
MS: Nein, das mit dem Edding ist mir selbst nicht passiert. Aber ich bin mal nach einer Silvesterparty aufgewacht und war mit Klebeband an eine Couch gefesselt - und hatte keine Ahnung, wie lange ich da jetzt schon lag. Das mit Täter und Opfer hält sich also die Waage.
MS: Nein, das geht nicht. Man sollte Zucchini grundsätzlich nicht einfrieren, weil man beim Auftauen dann nur noch Matsch hat!
MS: Nein. Ich habe zwar oft etwas zum Schreiben dabei, aber mir geht es häufig so, dass ich etwas erlebe, oder sehe, und das dann erst ein halbes Jahr später wieder auftaucht. Manche Ideen gären auch über Jahre, bevor sie es dann auf die Bühne schaffen.
MS: Wenn ich ein neues Programm habe, dann schreibe ich erst mal circa ein Jahr fast gar nichts. Und ich habe auch jetzt erst wieder ganz wenig geschrieben.
MS: Nein, ich teste das direkt am Publikum.
MS: Nein. Wenn ich etwas teste, dann ein Lied als Zugabe. Die Programme sind schon klar getrennt.
MS: Ja. Ich habe keinen Regisseur, Texter und Komponisten. Ich mache alles selbst!
MS: Das stimmt, und das liegt daran, dass ich mich mit manchen Liedern live nicht so wohl fühle. Das Programm wird live immer länger und dann muss ich immer wieder mal was rausschmeißen. Dann streiche ich eben Sachen, die ich nicht ganz so gerne spiele. Und das sind oft mal die ernsten oder melancholischen Stücke.
MS: (lacht schallend).
MS: Nein, musikalisch habe ich da niemanden. Aber Fredl Fesl habe ich als Kind schon gemocht, und zwar von der ganzen Art her, wie er alles macht. Und in der Pubertät habe ich sehr viel Hans Söllner gehört.
MS: (lacht) Nein, nein.
MS: Ja, schon. Sachen, die man im Radio nicht, oder zu selten hört, die kaufe ich mir dann schon mal.
MS: Das war „Amore“ von Wanda. Das ist eine Wiener Band. Und … dem Claus (dem Tourmanager, Anmerk d. Verf.) gefällt es nicht. (lacht) Das ist so sehr eigener österreichischer Indie-Rock mit Wiener Schmäh. (Fängt lauthals an zu singen): „Ich würd sicher nicht mit meiner… Cousine schlafen… obwohl ich gerne würd, aber ich trau mich nicht!“. Die habe ich zum ersten Mal im Radio gehört und mir gedacht: „Hey, was ist denn das?“. Und dann holte ich mir die CD. Und Fiva habe ich mir auch erst gekauft. Da sind mir die Texte im Radio immer zu schnell gegangen … (lacht).
MS: Ich mache nix. Du hast natürlich recht, die Anfragen kommen, aber ich habe da gar kein Interesse. Gar keinen Ehrgeiz in die Richtung. Ich bin quasi vom Erfolg vergewaltigt worden! (Lacht schallend). Ich mache jetzt doch schon genau das, was ich mag!