Geile Bratwurst: Caro Emerald

Seit ihrem Megahit „A Night Like This“ kennt fast jeder die 1981 in Amsterdam geborene Caroline Esmeralda van der Leeuw, allerdings eher unter ihrem Künstlernamen Caro Emerald. Vor ihrem Durchbruch war die studierte Jazz-Expertin bereits hinter den Kulissen des Musikbusiness tätig, u.a. als Backupsängerin, in Werbespots und als Coach in der niederländischen X-Factor-Ausgabe. Ihr Debütalbum „Deleted Scenes From The Cutting Room Floor“ stürmte europaweit die Charts, wurde mehrfach mit Edelmetall honoriert und 2012 wurde sie dann mit dem Echo (Newcomer des Jahres International) und der Goldenen Kamera (Beste Musik International) ausgezeichnet. Ihr fantastischer Auftritt auf der Kapfenburg im Jahr 2012 wird vielen noch in bester Erinnerung sein und Anfang Mai erscheint nun endlich das lang ersehnte zweite Studioalbum; die Tour ist dann leider erst im Herbst. Grund genug für ein aufschlussreiches Telefonat mit der sympathischen Lady.

XAVER: Hallo Caro. Du bist heute in Berlin um Promo für Dein neues Album zu machen. Magst Du die Stadt?

Caro Emerald: Ich liebe Berlin! Ich glaube ich bin heute zum fünften Mal hier und finde es jedes Mal wieder wunderbar. Ich bin hier auch schon aufgetreten und als ich wegen der Goldenen Kamera hier war, hatte ich einen ganzen Tag Zeit um mich in der Stadt umzuschauen. Ich schaue mir immer gern die Städte an, die ich besuche, aber das ist meist wegen der engen Zeitpläne und des vollen Programms oft nicht möglich.

X: Nachdem Dein letztes Album ein riesiger Erfolg war und die Fans nach fast drei Jahren jetzt nach Nachschub lechzen, gab’ s da auch eine große Erwartungshaltung. Hast Du Druck gespürt, dass das neue Album an die Erfolge des ersten anknüpfen muss?

CE: Doch, diesen Druck gibt es. Das hat aber erst angefangen, als wir vor etwa einem Monat mit den Aufnahmen fertig waren. Der Druck lastet da aber nicht nur auf mir, sondern auch auf meinem Team und der Plattenfirma. Wir wollen alle an den Erfolg anknüpfen. Mir ist aber auch aufgefallen, dass die Leute nach dem immensen Erfolg des Debüts ganz anders mit Kritik auf mich zukommen. Das ist jetzt alles etwas härter, aber das hat uns beim Kreativprozess überhaupt nicht gekümmert. Wir haben lange an diesem, unserem „Baby“, gearbeitet. Jetzt ist es fertig und wir werden sehen, wie es sich macht. Ich hab keinen Einfluss auf die Erwartungen der Leute.
X: Und wie waren die ersten Reaktionen auf die Single „Tangled Up“?

CE: Oh, die waren sehr gut. Ich bin sehr glücklich und das war eine große Erleichterung für mich. Z.B. ist der größte Radiosender der Niederlande richtig groß auf die Single eingestiegen, und hat sie zu ihrem „Megahit“ gemacht. Das war natürlich ein guter Einstieg. Aber auch im UK, in Italien und in anderen europäischen Ländern gab es bereits viel positive Reaktionen und Airplay. Ich hab bei der letzten Tour auch schon acht Songs am lebenden Objekt „getestet“ und die sind immer sehr gut angekommen.

X: Der Albumtitel „The Shocking Miss Emerald“ bezieht sich weniger auf Dich als Person, sondern wohl vielmehr auf Eure Herangehensweise als Band bzw. Produzententeam. Was macht Ihr denn so schockierend anders als andere?

CE: Na ja zum einen unterscheidet sich die Musik doch deutlich von anderen Mainstream-Sachen, zum anderen arbeiten wir auch anders. Ich mache alles selbst mit meinen beiden Produzenten in Holland. Wir haben unser eigenes Label und auch das Management liegt in unserer Hand. Und da unterscheiden wir uns in unseren Aktionen und Entscheidungen doch recht oft von dem, was sonst so als normal im Business angesehen wird. Wir gehen da auch keinerlei Kompromisse ein, wir gehen den Weg, den wir für richtig halten.

X: Unter den sieben Songs, die ich bereits hören durfte, hat mich „I Belong To You” angenehm an Shirley Bassy erinnert...

CE: Das ging mir genauso! (lacht)
X: Da fällt einem natürlich auch gleich James Bond ein. Würdest Du gerne mal einen Bondsong machen?

CE: Ja natürlich, das wäre das Allergrößte! Als wir den Song gemacht haben und ich ihn das erste Mal gehört habe, hab ich mich direkt in ihn verliebt und gesagt, dass wir den irgendwie an die Bond-Produzenten schicken müssen. Wir haben dann aber leider keinen Kontakt zu denen bekommen und Adele hat das ja auch ganz gut gemacht (lacht). Aber wir haben’s immerhin probiert!
X: Dann hoffe ich mal, dass der Song jetzt als Visitenkarte fungiert und es für den nächsten Bondfilm klappt. Ich drück die Daumen!


X: Laut dem Infoblatt, das ich mit der Promo des neuen Albums bekommen habe, wurde der Song „Pack Up The Louie” von Deinem Secondhand-Louis Vuitton-Koffer inspiriert…

CE: Ich habe gar keinen Koffer von Louis Vuitton. Wir haben uns die Geschichte also ausgedacht. Aber wir haben uns für das Album auch viel mit Vintage-Mode und entsprechender Fotografie beschäftigt und da lag das Thema nahe. Das ist eben so ein Koffer, den jedes Mädchen gerne haben möchte, und in dem Song geht’s dann eben auch ums Reisen.
X: Ach dann ist das auch Karl Lagerfeld den man gegen Ende von „The Maestro” hört?

CE: Ja, gut erkannt! Cool, oder?
X: Na ja. Ich find den ja ein bisschen gruslig, seit er in einem Jahr 40 Kilo abgenommen hat. Er erinnert mich immer etwas an einen Vampir…

CE: Ja, wohl wahr. Aber er ist ein fantastischer Designer, ein interessanter Mensch und er sagt auch immer so lustige Sachen; ich musste einfach nen Song über ihn schreiben.

X: Um beim Thema Mode zu bleiben: Du bist ja auch mal beim Finale von „Germanys Next Topmodel” aufgetreten. Magst Du solche Shows? Schaust Du Dir so was selbst im Fernsehen an?

CE: Ach, eigentlich gar nicht so oft. Manchmal ist das schon lustig, aber ich bin jetzt bestimmt kein Fan.
X: Ich habe gelesen, dass eine Menge Teenager sich jetzt für hässlich und fett halten, seit sie die Show verfolgt haben. Weil sie nicht wie die ach so tollen Models bei Frau Klum Size Zero tragen können.

CE: Ja, das hab ich auch gelesen.
X: Das ist ganz schön traurig, find ich.

CE: Ja, klar. Mir fällt es aber schwer das richtig einzuordnen, denn wir haben ja keine Generation, die die Show nicht gesehen hat und die wir dann mit der vergleichen könnten, die die Show gesehen hat. Ich denke, dass die heutigen Teenager allgemein sehr viel mehr mit ihrem Aussehen beschäftigt sind.

X: Zurück zum neuen Album. Das wurde nicht nur mit einem echten Orchester, sondern auch in den berühmten Abbey Road Studios aufgenommen. Da wurden dann gleich mehrere Träume auf einmal wahr, oder?

CE: Ja, klar. Wir wollten ja schon beim Debüt mit einem Orchester arbeiten, da war das aber ein Budget-Problem. Und in diesen legendären Räumen aufzunehmen war fantastisch. Und ich bin vor allem stolz auf das Resultat. Dass es eben tatsächlich so gut geworden ist, wie wir uns das vorgestellt haben.
X: Ich stelle mir das recht kompliziert vor mit einem ganzen Orchester im Studio zu arbeiten.

CE: Ja, das kann es wohl sein, aber ich selbst war gar nicht dabei. Meine Produzenten waren aber ungemein beeindruckt, wie professionell die Leute waren. Es gab keinerlei Probleme. Die waren sogar schneller fertig, als wir das geplant hatten!

X: Deine Musik wird gerne als Jazzpop eingeordnet, aber das deckt ja nun bei weitem nicht alles ab, was im Sound steckt. Da ist ja viel 40er und 50er-Vintage-Sound dabei, genauso wie moderne Elemente wie DJing, Beats und Programming. Wie lang habt Ihr an diesem besonderen Sound getüftelt?

CE: Oh, da haben wir sehr viel Zeit rein gesteckt. Es hat über zwei Jahre gedauert, bis das erste Album so war, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir haben sehr lange am Konzept gearbeitet und dann auch sehr viel ausprobiert. Wichtig war uns aber, authentische Musik mit nem leichten Hip Hop-Touch, Popstrukturen und Beats zu haben. Interessant ist aber auch, dass das völlig unterschiedlich bei den Leuten ankommt. Manche sehen das als Jazz, manche als Elektro. Es kommen auch oft Leute die sagen „Oh, es ist so erfrischend mal echte, handgemachte Musik ohne Computer/ Elektronik zu hören!“. Die muss ich dann immer aufklären, dass da jede Menge Computer/ Programming/ Effekte etc. drin stecken.

X: Ebenso wichtig wie der Sound, ist der Look. Du hast offensichtlich eine Vorliebe für die Goldene Ära Hollywoods. Schaust Du Dir auch gerne die Filme an, oder ist das eher so ne Stylefrage?

CE: Ich liebe die Filme und zwar schon von Kindesbeinen an. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern mit meiner Mutter Filme mit Grace Kelly oder Romy Schneider gesehen zu haben. Ich bin seit jeher fasziniert von schönen Frauen und Kleidern. Ich denke, das ist das Mädchen in mir und ich bin so froh, dass ich jetzt auch einen Grund habe, solche Kleider in der Öffentlichkeit zu tragen.

X: Im Januar hast Du erstmals zwei Shows in den USA gespielt. Wie waren die Konzerte?

CE: Das war sehr beeindruckend. Wir haben mit der Promotion da ja erst im September angefangen, haben selbst in ein kleines Promo-Team investiert und waren froh, dass wir es so zu etwas Radio-Airplay geschafft haben. Und dann ergab sich eben die Gelegenheit zu diesen zwei Auftritten in Verbindung mit Promoauftritten. Da wurden dann direkt Räume mit 700 Plätzen gebucht, was ich für recht groß hielt. Aber es war komplett voll. Wir wurden sehr herzlich empfangen und die Leute sind richtig weit gefahren. Teilweise von Mexiko und Utah kommend - was eine elfstündige Fahrt war!
X: Dann warst Du nicht das letzte Mal da…

CE: Mal sehen, wir würden natürlich gerne wieder dort spielen, aber wir konzentrieren uns erst mal auf Europa.

X: Wenn Du wie Marty McFly in „Zurück in die Zukunft“ einen Delorean hättest, würdest Du dann in die Vergangenheit oder in die Zukunft reisen?

CE: Ich denke, ich würde in die Vergangenheit reisen. Auch weil ich finde, dass man nicht wissen sollte, was die Zukunft einem bescheren wird (lacht).

X: In Deiner Schulzeit hast Du wohl Heavy Metal und Hard Rock gehört. Ist aus dieser Zeit noch etwas unter Deinen heutigen Favoriten??

CE: Das stimmt mit dem Metal. Da fällt mir aktuell nichts ein, aber was ich aus der Zeit immer noch liebe sind die Beastie Boys.
X: Fantastische Combo, die ja auch ihre Berührungspunkte mit Metal hat. Nach der Schule hast Du dann aber Jazz studiert. Wie kamst Du vom Metal zum Jazz?

CE: (lacht) Na ja, ich wollte eben unbedingt etwas mit Gesang machen. An der Uni hatte ich dann die Wahl zwischen klassischem Gesang und Jazz, dann also Jazz.

X: Das ist ja ein Interview für ein deutsches Magazin, als abschließende Frage also: Welches ist Dein deutsches Lieblingswort?

CE: Oh, das ist eine gute Frage… (überlegt lange)
X: Mein niederländisches Lieblingswort ist „Brummfiets“, das klingt so lustig!

CE: (lacht lauthals) OK, dann sag ich jetzt mal „Bratwurst“ - das klingt für mich lustig. Und dann muss ich noch „geil“ nennen, weil das so schön zweideutig ist.


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